Abstieg, Spieler weg...
PTSV-Schach am Ende

Aus unserer Reihe "Alle ins Exil":

 

 

 

 

Nachdem bis jetzt immer erhebliche Anstrengungen des PTSV-Vorstands vonnöten waren, um Neustadter Schachspieler ins Exil zu treiben, klappte im Jahr 2001 von selbst:  Sechs weitere Spieler (diesmal der ersten Mannschaft) verließen die Schachabteilung der Gaststätte am Böbig  und wechselten mit Beginn der Saison 01/02 in die Fremde. Die erste Mannschaft der Schachabteilung, einst als Erst- und Zweitliga-Mannschaft  Aushängeschild des Neustadter Sports, besteht nur noch ein bis zwei Hinterbliebenen und erreicht nach Jahren des schleichenden Niedergangs nun die Talsohle: Ganz abmelden oder aus der Rheinland-Pfalz-Liga  freiwillig in tiefere Klassen zurückziehen, das war die Frage der Abteilungsversammlung. Für die dritte Mannschaft stellte sich dieses Problem nicht: Sie ist in der Saison 00/01 bereits regulär abgestiegen, aus der Bezirksliga in die Bezirksklasse. Die Vierte zierte in der Bezirksklasse ebenfalls das Tabellenende, durfte jedoch nicht weiter runter: Untendran gibts keine Klasse mehr. Da kann der nach langjährigen Bemühungen nunmehr knapp erreichte Aufstieg der zweiten Mannschaft in die Pfalzliga I auch nur ein vorübergehendes Trostpflaster sein. Mangels Personal wird sie in der Saison 01/02 dort kaum halten können und sich dem allgemeinen Abwärtstrend anschließen müssen.

Fecht nach Karlsruhe, Flierl und Hauck nach Schwegenheim, Behling nach Hockenheim, Keller in den Ruhestand, Vautrin  gerade noch überredet zum Weitermachen  usw: Wer die widrigen Bedingungen für Schachspieler im Lokal am Böbig kennt, den wird es kaum verwundern, daß Spieler abwandern. Und in einem Massensportverein ohne sportliche Grössen  fällts vermutlich auch nicht weiter auf, wenn die I. Mannschaft der Schachabteilung, einzige Spitzenmannschaft des Gesamtvereins, unter das Durchschnittsmaß absinkt. Trotzdem ist der Exodus 2001 etwas Besonderes. 

Der sportliche und personelle Tiefpunkt in der 41jährigen Zugehörigkeit der Schachspieler zum Post- und Telekom-Sportverein Neustadt, von Kennern auch Gaststätte Böbig genannt, war absehbar. Der Kern der ersten Mannschaft bestand über 20 Jahre hinweg aus den Spielern, die in den 70er Jahren als Jugendspieler mehrere Titel auf pfälzischer und nationaler Ebene nach Neustadt geholt und dann  1979 die Mannschaft in die Bundesliga gebracht hatten. Nach mehreren Jahren des Erfolgs kamen personelle Verstärkungen jedoch nicht mehr aus dem Jugendbereich, da es   keine regelmäßige Jugendarbeit mehr gab. Als die ersten der erfolgreichen Spielergeneration aufhörten, stopften gelegentliche Zuwanderungen aus anderen Vereinen die Lücken. Mit dem Aufstieg weiterer pfälzischer Vereine in höhere Spielklassen  wurden diese allerdings attraktiver, sodass auch von außen nicht mehr viel kam. Vereinseigene Talente wie Patrick Krüger, die es ohne Jugendarbeit durch eigene Bemühungen nach oben brachten, blieben die Ausnahme.  Dem in den 90er Jahren bis in die untersten Klassen einsetzenden Trend, Spieler zu bezahlen, konnte sich die Schachabteilung nicht anschließen, woran schon in der vorletzten Saison Engagements scheiterten. Ohne Geld jedoch wird in Zukunft vermutlich selbst in den Pfalzligen nichts mehr auszurichten sein. 

Zu alle dem kam die räumliche Situation: Die eigenen Räume der Schachspieler (1987-1996) konnte nicht gehalten werden, nachdem die Unterstützung der Mitglieder ausblieb, worauf die Abteilung das Gebäude aufgeben und dafür katastrophale Spielbedingungen im neuen PTSV-Lokal im Harthäuser Weg in Kauf nehmen musste.

Mit dem nun erfolgten Zusammenbruch der ersten Mannschaft verlassen die letzten Spieler der ehemaligen Erfolgstruppe von 1979 die Bühne, andere wechseln aus finanziellen Gründen. 

In der Abteilungsversammlung wurde beschlossen, die I. Mannschaft nicht aus der 1. Rheinland-Pfalzliga abzumelden, sondern von unten her zu ergänzen. Warum sollte man auch freiwillig eine Klasse räumen ? Man hat so praktisch den Klassenerhalt für die 2. Rheinland-Pfalz-Liga in der übernächsten Saison sicher. Die ersten Ergebnisse der neuen Mannschaftskämpfe 01/02 machten allerdings die Folgen des Spielerverlust deutlich: Alle drei Mannschaften verloren die erste Runden.

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